Hamburger Bläserquintett eröffnet Konzertreihe
Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck
Auch im Brucker Stadtsaal gibt es wieder Konzerte vor großem Publikum: Beim Eröffnungskonzert der neuen Saison der “Fürstenfelder Konzertreihe” war der Saal sehr gut besucht. Das Veranstaltungsforum hatte ein paar Stuhlreihen zusätzlich aufgestellt und nach jeweils zwei besetzten zwei freie Sitzplätze eingeplant. Zu Gast war das “Hamburger Bläserquintett” mit Imme-Jeanne Klett (Flöte), Gonzalo Mejía (Oboe). Johann-Peter Taferner (Klarinette), Emanuel Jean-Petit-Matile (Horn) und José Silva (Fagott). Wie das Streichquartett, so ist auch das Bläserquintett eine seit der Klassik feststehende Besetzung, für die viele Komponisten Werke geschrieben haben. Das Streichquartett hat oft den Ruf, etwas elitär zu sein, die Werke bewegen sich kompositorisch auf höchstem Niveau. Immer wieder wurde diese Besetzung auch zum Experimentierfeld für Komponisten. Dem Bläserquintett hingegen haftet der Eindruck an, dass die Musik unterhaltsam und eingängig ist. Der Unterschied zwischen den beiden Formationen dürfte auch damit zu tun haben, dass beim Streichquartett die gleiche Klangfarbe in verschiedenen Tonlagen erklingt, während das Bläserquintett mit fünf verschiedenen Klangfarben für eine vom Höreindruck her gut zu differenzierende Abwechslung steht.
Das Programm des Abends bot dann sozusagen Stichproben aus den verschiedenen Epochen an, von der Klassik über die Romantik bis in verschiedene Ausprägungen des 20. Jahrhunderts. Franz Danzi, von dem das erste Quintett in g‑Moll op. 56 Nr. 2 stammte, ging aus der Mannheimer Hofkapelle hervor. Mit Flöte und Oboe hatte der Kopfsatz Allegretto zwei dominierende Solisten, die sich abwechselnd mit Melodien vorstellten, aber auch dialogisch aufeinander Bezug nahmen. Hier spielte neben Kantabilität auch Virtuosität eine Rolle. Die Solisten wurden von den Partnern gut abgefedert, so dass ein runder Klangeindruck entstand. Der gleiche Atemstrom im Quintett führte im Andante zu einem samtig weichen, geradezu wohligen Klang. Wieder waren es Flöte und Oboe, deren Melodiebögen wie auf Wolken daherkamen. Vogelgezwitscher prägte das Flötenspiel im Trio des Menuetto, und federnd leicht beschloss schließlich ein Allegro das Werk.
“Trois Pièces Brèves” (also drei kurze Stücke) von Jacques Ibert folgten. Aus dem scheinbar wilden Durcheinander der Stimmen im ersten Stück (Allegro) schälte sich eine einfache Melodie zu einer mehrfach wiederholten Begleitfigur heraus. Der Drive, den das Spiel hatte, verstärkte sich noch durch die harmonischen Transformationen. Ganz aufeinander bezogen waren Flöte und Klarinette im zweiten Stück (Andante), während sich im Allegro der dritten Pièce der heitere Gestus mit launigen Punktierungen und einem weitgreifenden Ambitus Bahn brach.
Die Tango-Kompositionen von Astor Piazzola gehören nicht nur zu den Lieblingen des Publikums, sondern sind auch eine Fundgrube für diverse Bearbeitungen. Klarinette, Horn und Fagott spannten in “Oblivion” einen ostinaten Begleitteppich aus, auf dem sich Kantilenen erhoben. Der “Libertango” zeigte eine gegenüber dem Original größere klangliche Einheit, wodurch die manchmal grellen Töne als Impulse aus dem weiteren Verlauf noch stärker hervorstachen.
Ludwig van Beethovens Bläseroktett in Es-Dur op. 103 in der Transkription für Bläserquintett von Ulf-Guido Schäfer eröffnete den zweiten Teil nach der Pause. Klassische Ausgewogenheit und das richtige Gespür für eine organisch atmende Phrasierung beeindruckten das Publikum. Mit dem Quintett in g‑Moll von Paul Taffanel aus der Epoche der Romantik beendete das Hamburger Bläserquintett seinen Streifzug durch die Musikgeschichte. Im Eingangssatz (Andante con moto) überzeugten der volle Gesamtklang und das dichte Legatospiel. Mitunter schien es, als ob sich eine Opernbühne mit einer Diva Flöte auftat. Symphonisches Miteinander und solistische Abschnitte prägten auch die beiden folgenden Sätze. Zwei ungarische Zugaben entließen das begeisterte Publikum in den Abend.